Oppenheim Familie

Der deutsch-jüdische Bankier Salomon Oppenheim (1772-1828) gründete 1789 die Bank „Sal. Oppenheim“. Seine Söhne führten die Bank weiter. Der Sohn Simon Oppenheim (1803-1880) wurde 1867 vom österreichischen Kaiser zum Freiherrn geadelt. Seine Nachkommen konvertierten zum Christentum und mehrere heirateten in deutsche Uradelsfamilien. Simons Bruder Abraham Oppenheim (1804-1878) wurde 1868 vom preussischen König geadelt und war somit der erste Jude, der in den preussischen Adel aufgenommen wurde. Abraham Oppenheim heiratete Charlotte Beyfus. Ihr Grossvater mütterlicherseits war Mayer Amschel Rothschild, der Begründer der Rothschild-Bankendynastie.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gehörte die Oppenheim Familie zu den reichsten Deutschen (Quelle).

Bis zum Verkauf 2009 durch die Familie an die Deutsche Bank war Sal. Oppenheim die grösste unabhängige Bank Europas. In den 1980er Jahren gehörte die Bankiersfamilie Oppenheim zu den reichsten Deutschen (Quelle). Im Jahr 2002 wurde das Vermögen auf 1,7 Milliarden US-Dollar geschätzt (Quelle). Da sie 2009 die Bank für mehr als eine Milliarde verkauften, werden sie noch bis vor zehn Jahren Milliardäre gewesen sein. In den Jahren vor dem Verkauf führte Josef Esch die Bank. Er ist ein Bekannter der Oppenheims und hat Kontakte zu zahlreichen wohlhabenden Familien, darunter die Milliardärsfamilien Haniel und Oetker (Quelle).

1956 gehörte die Bank der Oppenheim Familie zu den Gründern der DWS Group, die derzeit der zweitgrösste deutsche Vermögensverwalter ist. Zu den Mitgründern gehörten auch die Deutsche Bank, Schröder, Metzler, Donner, Delbrück und Thyssen. (Quelle) Die DWS Group verwaltet 859 Milliarden Euro, also etwa eine Billion US-Dollar (Stand: 30.6.2021).

1889 war die Bank der Oppenheim Familie Mitgründer der Deutsch-Asiatischen Bank, eine deutsche Bank, die in China aktiv war. Sie wurde von 13 deutschen Banken gegründet. Darunter waren auch die Banken der deutsch-jüdischen Familien Rothschild, Stern, Mendelssohn und Bleichröder. 1987 wurde die Deutsch-Asiatische Bank Teil der Deutschen Bank, die heute die grösste Bank Deutschlands ist. (Quelle)

1839 gründeten die Oppenheims gemeinsam mit der Rothschild Familie die Colonia-Versicherung (Quelle). In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelte sie sich zu einem der grössten Versicherungsunternehmen Deutschlands. Die Oppenheim Familie kontrollierte das Unternehmen bis 1989. Inzwischen gehört es zum führenden französischen Versicherungskonzerns AXA (wurde von der Bankiersfamilie Hottinger mitgegründet).

Alfred von Oppenheim (1934-2005) war Präsident der „Deutsch-Französischen Industrie- und Handelskammer“. Er war zudem Präsident der 1955 gegründeten „Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik“, eine der einflussreichsten Denkfabriken Deutschlands. (Quelle) Derzeit ist sein Sohn Christopher von Oppenheim (*1965) im Präsidium der Denkfabrik (Stand: 20.10.2021). Christopher machte seine Ausbildung bei der deutschen Warburg Bank. Er arbeitete für die US-amerikanische Citigroup, eine der grössten Banken der Welt. (Quelle)

Emmy von Oppenheim (1869-1957) heiratete in den deutschen Zweig der italienischen Uradelsfamilie Arco. Ihr Sohn war Anton Graf von Arco auf Valley. Er ermordete 1919 den jüdischen Politiker Kurt Eisner. Eisner war der erste Ministerpräsident von Bayern. Er war ein antimonarchistischer Revolutionär. Man vermutet, dass Graf Arco ihn im Auftrag von adligen monarchistischen Militärs ermordete.

Waldemar von Oppenheim (1894-1952) heiratete in die deutsch-jüdische Goldschmidt Familie. Nach der Liste von Kevin Dowling war seine Frau Mitglied der Stiftung „The 1001: A Nature Trust“. Diese aus Adligen und Milliardären bestehende Stiftung kontrolliert den WWF.

Ilona von Ullmann (1953-2018) kam mütterlicherseits aus der Oppenheim Familie. Sie heiratete Graf Matthias von Krockow, der aus einer Uradelsfamilie kommt und Gesellschafter der Bank der Oppenheim Familie wurde. Er arbeitete für die US-amerikanischen Grossbanken Citibank und Chase Manhattan (Rockefeller Familie). Zudem war er im Aufsichtsrat von ThyssenKrupp, RWE und Fiat Deutschland.

Die Bankiersfamilie Oppenheim sind Nachkommen der Oppenheimer Familie aus Frankfurt. Die Familie lässt sich bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen. Im 16. Jahrhundert wurde die Familie in Frankfurt sesshaft, wo sie als Seiden- und Textilhändler aktiv war. Sie gehörte zu den höchst besteuerten Juden in Frankfurt und war demnach bereits damals sehr wohlhabend. Die Familie brachte auch Hofbankiers hervor, wie Joseph Süß Oppenheimer (1698-1738) und Samuel Oppenheimer (1630-1703). Letzterer hatte ein freundschaftliches Verhältnis zum österreichischen Feldherrn Prinz Eugen (Haus Savoyen) und spielte als dessen Geldgeber eine wichtige Rolle in der Finanzierung der Türkenkriege. (Quelle) Er stand in engem geschäftlichen Kontakt mit der Goldschmidt Familie aus Frankfurt. (Quelle)

Die Oppenheimer aus Frankfurt waren über Heiraten mit der Kann Familie verbunden. Die Kann Familie galt über zwei Jahrhunderte (von etwa 1550 bis 1750) als die reichste und mächtigste Familie unter Frankfurts Juden (Quelle). Die Kann Familie ging aus der Familie Haas hervor. Die Familie Haas ist vielleicht die wichtigste Familie in der 350-jährigen Geschichte der Frankfurter Judengasse, da sie über Heiraten mit so gut wie allen wichtigen jüdischen Frankfurter Geschäftsleuten verbunden war. (Quelle) Die Oppenheimer heirateten in die Haas Familie. Die beiden Familien wurden im 16. Jahrhundert in Frankfurt sesshaft. Davor lebten sie in der deutschen Stadt Worms. Es könnte also gut sein, dass sie sich schon früher gekannt hatten.

Die Oppenheimer aus Frankfurt waren mit Samson Wertheimer (1658-1724) verschwägert, der einer der bedeutendsten jüdischen Hofbankiers seiner Zeit war und den Hofbankier Samuel Oppenheimer (1630-1703) kannte. Die Oppenheimer und die Wertheimer waren familiär mit der Schiff Familie aus Frankfurt verbunden, die mehrere Rabbiner hervorbrachte. Der Frankfurter Jakob Heinrich Schiff (1847-1920) kam ebenfalls aus dieser Familie. Er emigrierte in die USA und wurde dort zu einem der mächtigsten Bankiers.

Ein Familienzweig, der nach Belgien emigrierte, gründete dort 1871 mit anderen Bankiers die Banque de Bruxelles. Die Banque de Bruxelles war 1972 die zweitgrösste belgische Bank. Sie fusionierte 1975 mit der Bank der belgischen Bankiersfamilie Lambert (Verwandte und Bekannte der Rothschilds). Durch die Fusion entstand die BBL, die seit 1998 zur niederländischen ING Group gehört, eine der grössten europäischen Banken. Adolphe Oppenheim (1793-1870) arbeitete für die belgische Zentralbank. Sein Bruder Joseph Oppenheim (1810-1884) hatte Kontakt zu den jüdischen Bankiersfamilien Bischoffsheim und Erlanger.

Der Mediziner und Hofrat Zacharias Oppenheimer (1830-1904) war Freimaurer. Er hatte dieselben Vorfahren wie die anderen genannten Oppenheimer. Es gab und gibt zudem viele bedeutende jüdische Persönlichkeiten, die den Namen Oppenheim oder Oppenheimer tragen. Bei denen ist aber unklar, ob sie von den Oppenheimer aus Frankfurt abstammen. Beispielsweise die Milliardärsfamilie Oppenheimer aus Südafrika oder der US-amerikanische Physiker Robert Oppenheimer, der massgeblich an der Entwicklung der ersten Atombombe beteiligt war.

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Anmerkung: Ich geh aktiv gegen Urheberrechtsverletzungen vor.